Freitag, 13. September 2013

Jennifer

Bild: © pixelpart / pixelio.de
Kinder können uns bisweilen alt aussehen lassen. Sie zeigen uns schon in jungen Jahren, welch veralteten Denkweisen wir mit uns herumtragen. - Obwohl wir von uns selber ja immer denken, dass wir modern und junggeblieben sind.

Mein Sohn (5½) besucht den Kindergarten. Nach den Sommerferien sind neue ("kleine") Schüler dazugekommen, darunter Jennifer. Sohnemann hat schon viel von ihr erzählt. Die beiden mögen sich offenbar, und sie spielen oft zusammen. 


Situation: Frühstück, er und ich schmieren Brote.
  • Ich: Ich habe am Elternabend gestern die Mama von Jennifer kennen gelernt.
  • Er: Die Mama trägt immer so schöne Kleider. So fröhlich und bunt. Gestern auch?
  • Ich: Ja, ein langes, buntes Kleid und ein passendes, buntes Kopftuch. Du hast mir gar nicht erzählt, dass Jennifer schwarz ist.
  • Er: Ich wusste nicht, dass das für dich wichtig ist.
Ich erschrak. Schlagartig wurde mir bewusst, welche alten Vorstellungen ich mit mir herumtrage. Als Kind hatte ich auch ausländische Spielkamaraden, und ich hatte viel von ihnen gelernt.

Später lernte ich auf meinen Reisen Menschen aus aller Welt kennen und verbringe heute kaum ein Arbeitstag, an dem ich nicht mindestens ein Mal in einer Fremdsprache telefoniere. Ich dachte immer, ich sei ein weltoffener Mensch, der nicht darauf achtet, woher jemand kommt.


Und heute spreche ich meinen Sohn auf die Hautfarbe seiner Mitschülerin an. Nicht darauf, was er besonders mag an ihr, sondern auf ihre Hautfarbe. 


Und ich bin froh, dass er sich seine Spielkamaraden nicht nach Geschlecht, Religion oder Hautfarbe aussucht.


Und ich hoffe, dass er sich jetzt nicht überlegt, ob die Hautfarbe nicht doch wichtig ist.


Ich dummer, alter Esel.

Donnerstag, 28. Februar 2013

Der Albtraum, der keiner ist: Pavor Nocturnus

Bild: Sergej23 / pixelio.de
Das Kind schreckt aus dem Schlaf hoch, schreit mit offenen Augen, erkennt seine Eltern nicht und lässt sich weder wecken noch beruhigen. Was auf den ersten Blick wie ein Albtraum aussieht, ist in Wirklichkeit ein Pavor Nocturnus.

Etwa 4% aller Kinder im Alter von etwa 2-6 Jahren sind von Pavor Nocturnus (übersetzt etwa "Nachtschrecken" oder "Nachtangst") betroffen, in der Regel sind es Knaben. Auch ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene können davon betroffen sein. Pavor Nocturnus wird als Schlafstörung angesehen, welche mit Schlafwandel in Zusammenhang gebracht wird.


Erscheinungsbild

Der Pavor Nocturnus sieht zwar dramatisch aus, ist im Grunde aber harmlos. Er tritt normalerweise etwa  1 bis 3 Stunden nach dem Einschlafen auf, aber sicher nicht in der zweiten Nachthälfte, in welcher die für Träume typische REM-Phase stattfindet. Damit ist klar, dass es sich nicht um einen Albtraum handeln kann. Du wirst auf das Kind aufmerksam, weil es weint oder aufschreit. Wenn du nachschaust, findest du die folgenden Symptome vor:
  • das Kind weint oder schreit
  • es ist häufig verschwitzt
  • manchmal steht es auf und geht herum
  • möglicherweise schlägt es um sich
  • die Augen sind in der Regel geöffnet
  • es macht den Eindruck, dass es "irgendwie wach" ist, aber doch nicht wirklich
  • es erkennt dich nicht
  • es wehrt sich, wenn du es berühren oder in den Arm nehmen willst
  • nach 5-15 Minuten wird das Kind plötzlich wieder ruhig. Es fällt in einen ruhigen Schlaf zurück oder ist kurz wach, um dann schnell wieder einzuschlafen.
  • falls es aufwacht, kann es sich an nichts erinnern

Das kannst du tun
Das einzige, was du tun kannst, ist aufpassen, dass sich das Kind nicht verletzt (z.B. Sturz aus dem Bett).

Wenn es auf einen ersten Weckversuch nicht reagiert, versuche nicht, das Kind weiterhin zu berühren oder aufzunehmen. Laute Ansprache oder bespritzen mit Wasser erlösen es auch nicht vom Nachtschrecken, im Gegenteil: All diese Versuche verstärken die Angst des Kindes und es wird noch heftiger schreien und sich noch panischer bewegen. 
Bleibe einfach ganz ruhig, nach etwa 5-15 Minuten ist der Spuk vorbei.

Ursachen und Vorbeugung
Über die Ursachen weiss man recht wenig. Man weiss, dass Pavor Nocturnus gehäuft in Familien auftritt, in denen Schlafwandel vorkommt. Man weiss auch dass er gehäuft nach ereignisreichen Tagen auftritt (grosse Freude oder Belastung). 
Es gibt aber keine Möglichkeit, einen Pavor Nocturnus zu verhindern. Das Kind kann und darf nicht von Belastungen ferngehalten werden. Sowohl Streit als auch ein freudiges Geburtstagsfest gehören zur gesunden Entwicklung.
Zur gesunden Entwicklung gehört auch die Teilnahme an Ferienlagern oder eine Übernachtung auswärts, ohne Eltern (bei Oma, einem Kindergartenfreund, ...). Behalte das Kind nicht zu Hause aus Angst, es könnte einen Pavor Nocturnus machen. Informiere einfach die Erwachsenen, damit sie wissen, was zu tun wäre.
Nach ereignisreichen Tagen empfiehlt es sich, dem Bettgeh-Ritual besondere Bedeutung zu schenken. Lass das Kind bewusst zur Ruhe kommen (vielleicht mit "Rudelknuddeln" mit der ganzen Familie auf dem Ehebett, inkl. Gute-Nacht-Geschichte, oder eine ausgedehnte Sing-Runde mit vorwiegend ruhigen Liedern) oder lass dir vom Kind erzählen, was es erlebt hat. Trotzdem: Verhindern kannst du einen Pavor Nocturnus nicht.

Abgrenzung zum Albtraum
Die Abgrenzung zum Albtraum ist sehr einfach. Der erste Anhaltspunkt ist die Zeit: Der Pavor Nocturnus tritt realtiv bald nach dem Einschlafen auf, ein Albtraum erst in der zweiten Nachthälfte, während der REM-Phase. Der zweite Anhaltspunkt ist das Verhalten des Kindes: Beim Albtraum, kannst du das Kind wecken, es wird dich dann erkennen und es erinnert sich an den Traum (oder wenigstens daran, dass es schlecht geträumt hat). Beim Nachtschrecken ist das Kind nicht weckbar.

Wann ist ein Arztbesuch nötig?
Ein Pavor Nocturnus muss grundsätzlich nicht dem Arzt vorgestellt werden. Ausnahmen sind:
  • Die Anfälle sind sehr häufig (fast täglich)
  • Die Anfälle treten regelmässig auf, sind aber nur kurz (etwa 1-2 Minuten): Arztbesuch zum Ausschluss einer Epilepsie
  • Wenn du unsicher bist, ist es nie falsch, beim Arzt nachzufragen


Freitag, 8. Februar 2013

Buchempfehlung: Papa steht seinen Mann


Wer seine Kolumne kennt, weiss: Wenn Sven Broder einen Ratgeber für Väter schreibt, kann kein Auge trocken bleiben. Aus witzigen Anekdoten, gut recherchierten Fakten und konkreten Tipps entstand ein Ratgeber für Väter, solche, die es werden wollen und solche, die sich noch nicht entschieden haben. - Ein Buch, das die Lachmuskeln strapaziert.

Eigentlich mag ich keine Ratgeber. Ratgeber wollen mir sagen, was richtig und was falsch ist und wie ich mich folglich zu verhalten habe. Erfrischend anders ist Sven Broders "Papa steht seinen Mann": Ich habe Tränen gelacht!

Ein Buch für Männer
Das "Buch Papa steht seinen Mann" richtet sich an Männer. An Männer, die gleichzeitig Väter sind oder es vielleicht einmal werden wollen. Männer, die trotzdem Männer bleiben. Wenn er die 40 Schwangerschaftswochen beschreibt, klingt das für die 5./6. Woche deshalb so: "Fanden Sie Ihre Frau vor der Mens jeweils quengelig und unausstehlich? Jetzt wissen Sie: Das war noch gar nichts." Dass dies zwar ehrlich, aber dennoch liebevoll gemeint ist, zeigt sein Tipp für die 12. Woche: "Die Gefahr einer Fehlgeburt ist ab jetzt verschwindend klein. Feiern Sie das - sie wird sich freuen."

Nie belehrend und immer witzig
Aus eigener Erfahrung weiss Broder, dass wir Männer zu Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung andere Fragen und Sorgen haben als Frauen. Windeln wechseln oder stundenlang am Planschbecken sitzen passen eben nicht ins traditionelle Rollenbild des Mannes. In unzähligen Kurztexten erzählt er deshalb herrlich ehrlich von seinen Erlebnissen als Vater, Mann und Partner und lässt uns als Zuschauer zu. Oder er lässt Fachleute zu Wort kommen, die auch mal mit Mythen aufräumen (so fällt im Zusammenhang mit Wassergeburten auch mal der Begriff "Wannenmafia"). Nie belehrend, immer witzig - und doch hält Broder uns immer wieder den Spiegel hin. Apropos Planschbecken: Wer sich vor dem Gemisch aus Chlorwasser und Kinderpipi ekelt, findet im Buch auch Tipps, wie man sich das Kinderbad gesund reden kann...

Angenehm zu lesen
Das Buch ist auch für Männer geeignet, die wenig Zeit zum Lesen haben. Die mehr als 90 Kurztexte, jeder zwischen einer halben und maximal 4 Seiten lang, sind in sich abgeschlossen. So kann man immer mal wieder zwischendurch einen Text lesen - wenn man es schafft, das Buch wieder wegzulegen. Die Themenwahl ist nämlich sehr breit und überrascht bisweilen. Auf den ersten Blick käme zum Beispiel kaum jemand auf die Idee, dass der Kauf neuer (Männer-)Unterhosen etwas mit Beziehungspflege zu tun haben könnte. Und wer als Mann heimlich verhüten möchte, findet auch hierfür eine detaillierte Beschreibung im Buch, inkl. ernst gemeintem Tipp, dabei immer ein Glas kaltes Wasser griffbereit zu haben.

Ideales Geschenk
Das Buch "Papa steht seinen Mann" ist das ideale Geschenk für
  • den Partner, der nicht weiss, ob er Vater werden möchte
  • den werdenden Vater
  • junge und gestandene Väter
  • sich selber
Statt der langweiligen Flasche Wein werde ich jedenfalls in Zukunft Freunden, die gerade Vater geworden sind, dieses Buch schenken.

Wer dieses Buch gelesen hat, nimmt die Herausforderung an
Sven Broder ist bodenlos ehrlich und das macht das Buch glaubwürdig. Er schreibt von den Sonnenseiten als "Event-Papa", aber auch von nervigen Nächten und zu wenig Sex. Er bindet das Vater sein in das eh schon vorhandene Spannungsfeld zwischen Ego-Mann und Partner ein und zeigt, wie er damit zurecht kommt. Wer 200 Seiten lang lesen will, wie toll die Vaterrolle ist und dass es nichts Schöneres gibt, soll sich ein anderes Buch kaufen. Wer "Papa steht seinen Mann" gelesen hat, weiss, worauf er sich einlässt. Und er nimmt die Herausforderung an. Garantiert!

Angaben zum Buch:
Broder Sven, Papa steht seinen Mann
224 Seiten, broschiert
Beobachter Buch-Verlag
ISBN 978-3-85569-452-5
Homepage des Verlags



Donnerstag, 24. Januar 2013

Zeit: Masseinheit für Wichtigkeit

Bild: CFalk /  pixelio.de

Kinder nutzen und benutzen vieles anderes als wir. Eine Kartonschachtel wird zum Auto oder ein alter Kissenbezug zum Umhang. Und auch die Zeit hat für Erwachsene und Kinder eine andere Bedeutung. Erwachsene messen damit eine Dauer, Kinder messen damit "Wichtigkeit".

Ich habe mich heute dabei ertappt, wie ich mich mit anderen Vätern verglichen habe, schliesslich will man ja wissen, was andere besser machen. Es war ein Anlass im Kindergarten, bei dem viele Mütter und eine knappe Handvoll Väter anwesend waren. 

Papi ist da!
Ich beobachtete, wie die Kinder mit ihren Papis umgingen (und umgekehrt) und verglich dies mit dem Verhältnis von Junior und mir. Dabei fand ich vor allem eine grosse Gemeinsamkeit: Alle Kinder freuten sich darüber, dass sich Papa Zeit genommen hat und vorbeigekommen ist. Und nicht nur das: Sie prahlten auch damit ("Bei mir ist eben der Papi gekommen!"), während sich andere Kinder bei ihren Müttern erkundigten, warum ihr Vater nicht komme.

Zeit bedeutet "wichtig"
Noch bevor Kinder die Uhr lesen und eine Zeitdauer abschätzen können, lernen sie, dass Zeit ein knappes Gut ist. Oft genug hören sie schliesslich "Ich habe gerade keine Zeit" oder "Wir nehmen uns einmal Zeit, um dies oder das zu tun". Und so wird Zeit zum Gradmesser für die Wichtigkeit. Das, wofür du dir Zeit nimmst, ist wichtig.

Gemeinsame Zeit: Unbezahlbar
Mir wurde heute einmal mehr bewusst, wie wichtig gemeinsame Zeit ist. Dabei geht es um Kleinigkeiten:
  • nach der Arbeit ein paar Minuten zusammen spielen, bevor man sich um anderes kümmerst
  • die Gitarre stimmen und ein paar Lieder singen
  • zusammen herumtollen
  • vor der Gute-Nacht-Geschichte den Tag Revue passieren lassen
  • undundund...
Bei grösseren Kindern besteht gemeinsame Zeit vielleicht eher aus zusammen gamen, shoppen oder Sport treiben. - Und noch später sind sie froh, wenn du sie in Ruhe lässt ;-)

Egal was, tu's einfach!
Dabei ist es gar nicht so wichtig, was du mit deinen Kindern machst, sondern dass du etwas mit ihnen machst. Zeit mit Kindern zu verbringen hat mit Erleben zu tun, aber auch mit Zuwendung und mit Aufbau von Vertrauen. 

Apropos mit anderen Vätern vergleichen: Sven Broder gibt in seinem Buch "Papa steht seinen Mann" Einblicke in das Leben eines modernen Vaters im Spannungsfeld zwischen Familie, Egotrip und Partnerschaft, was letztendlich auch mit Zeitmanagement zu tun hat. Ich lese es in den nächsten Tagen und berichte in diesem Blog darüber. - Nachtrag: Ich habe es gelesen und Tränen gelacht. Hier meine Buchbesprechung.)










Mittwoch, 23. Januar 2013

Ausgaben im Griff halten

Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Wenn ihr viele Diskussionen wegen des (fehlenden) Geldes führt, seid ihr in bester Gesellschaft. Man weiss, dass die Familienfinanzen eines der häufigsten Streitthemen ist. 

In diesem Blogpost geht es um die Planung von anstehenden oder regelmässigen Ausgaben. Konkrete Tipps zum Sparen im Alltag folgen in einem anderen Beitrag.

Problem erkannt...
Binsenwahrheit 1: Wer Geld planlos ausgibt, darf sich nicht wundern, wenn es plötzlich weg ist.
Binsenwahrheit 2: Vom Monatslohn muss man viel Geld auf die hohe Kante legen, um spätere Rechnungen bezahlen zu können.
Monatliche Ausgaben (Miete, Krankenversicherung) sind naturgemäss einfacher zu planen. Mehr Mühe bereiten Rechnungen, die noch weit weg sind (Steuern) oder vielleicht gar nie kommen (Zahnarzt, Optiker, ...). Mit einigen Tricks könnt ihr das Geld zwar nicht vermehren, aber wenigstens dessen Abfluss besser planen.

Kürzere Zahlungsintervalle vereinbaren
Manchmal hilft es, jährliche Ausgaben in kürzeren Abständen einzuzahlen. Das Steueramt ermöglicht zum Beispiel eine monatliche Einzahlung (einfach anrufen und mit dem Steueramt so abmachen). Auf diese Weise kommen am Jahresende weniger grosse Rechnungen auf euch zu.

Bankkonto für Rückstellungen führen
Eine andere Möglichkeit ist, bei der Bank ein zweites Konto zu eröffnen und jährlich anfallende Zahlungen und Rückstellungen in monatlichen Raten auf diesem Konto zu "parken". So ist das Geld aus dem Blickfeld des normalen Kontos verschwunden und kann nicht "aus Versehen" ausgegeben werden. Am besten lasst ihr das Geld für diese Rückstellungen gleich per Zahlungsauftrag überweisen, damit ihr nicht in Versuchung kommt, das Geld ausnahmsweise für etwas anderes auszugeben... Erkundige dich vorher aber unbedingt nach den Kontoführungskosten. 

Vergiss den 13. Monatslohn
Wenn dein Jahresgehalt in 13 Löhnen ausbezahlt wird, kannst du den 13. Monatslohn für die "Jahresendrechnungen" reservieren. Rechne im Alltag also nur mit 12 statt 13 Löhnen.

Haushaltbuch führen
Das gute alte Haushaltbuch erfüllt seinen Zweck immer noch. Tragt alle, wirklich alle Ausgaben ins Buch (oder von mir aus Excel-Tabelle) ein und staunt darüber, wohin überall Geld fliesst... In einem zweiten Schritt könnt ihr nach Sparpotenzial suchen. Erst wenn ihr nämlich wisst, wohin wie viel Geld fliesst, könnt ihr bestimmte "Abflusskanäle" stopfen.

Budgetplanung online
Eine sehr gute Hilfe für die Budgetplanung findet ihr auf der Homepage der Budgetberatung Schweiz. Dort findet ihr Tipps, Onlineberechungen, Budgetbeispiele, Merkblätter undundund. Es gibt Vorlagen für Familien, Alleinerziehende, Lehrlinge, ... Echt starke Hilfe!
Füllt die angebotenen Formulare ehrlich (!) aus und ihr seht, wie viel Geld pro Woche effektiv zur Verfügung steht.

Persönliche Beratung
Wer lieber eine persönliche Beratung wünscht, kann sich an eine regionale Budgetberatungsstelle wenden. 

Schulden am Hals?
Wenn ihr Schulden habt und Beratung braucht, findet ihr auf der Homepage der Schuldenberatung Schweiz Tipps und Adressen.

Montag, 21. Januar 2013

Wie man einem Elefanten das Stricken beibringt

Bild: Grant Cochrane /  FreeDigitalphotos.net
Ob du einem Elefanten das Stricken beibringen willst oder einem Fünfjährigen das Schuhe binden, das Grundproblem bleibt das gleiche: Die Feinmotorik ist zu wenig entwickelt.

Beim Schuhe binden gibt es aber zwei Trümpfe: Erstens entwickelt sich die Feinmotorik in diesem Alter sehr schnell und zweitens gibt es mehrere Wege zum gebundenen Schuh. Warum also nicht einmal eine neue Variante ins Spiel bringen?

Eine Auswahl habe ich hier in Form von Videos zusammengestellt:




Viel Spass beim Üben!


Danke an die User Sklenzhard, Emrah Harme und Matejstefan24 für ihre Videos auf YouTube und Grant Cochrane für sein Bild auf FreeDigitalPhotos.net


Freitag, 18. Januar 2013

Vater werden ist nicht schwer? - Denkste!

Bild: Daniel Bleyenberg / pixelio.de

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Dieses Zitat von Wilhelm Busch ist wohl allseits bekannt. Leider machen viele Paare die Erfahrung, dass schon Vater werden schwer sein kann.

Ein unerfüllter Kinderwunsch gehört grundsätzlich in die Hände eines Kinderwunsch-Spezialisten. In der Regel ist dies ein Gynäkologe, welcher sich entsprechend weitergebildet hat. Die Ärzte sprechen von unerfülltem Kinderwunsch, wenn eine Frau ein Jahr lang erfolglos versucht, schwanger zu werden. Bevor sich ein Paar an einen Kinderwunschspezialisten wendet, kann es selber versuchen, ein paar Dinge zu optimieren.

Der richtige Zeitpunkt
Deine Frau kann bekanntlich nur an wenigen Tagen im Zyklus schwanger werden, nämlich in der Zeit um den Eisprung. Eine Eizelle ist nach dem Eisprung maximal 24 Stunden befruchtungsfähig. Spermien sind im Körper der Frau maximal 3-5 Tage überlebens- und befruchtungsfähig. Somit muss der Geschlechtsverkehr zwischen 2 Tage vor und 1 Tag nach dem Eisprung stattfinden. Wenn ihr in diesen Tagen mehrmals Sex habt, erhöht das die Chance auf eine Schwangerschaft. Da man den genauen Zeitpunkt des Eisprungs ohne Hilfsmittel nicht voraussagen kann, rechnet man die Zyklustage 9-16 zu den fruchtbaren Tagen (wobei Zyklustag 1 der 1. Tag der Periode ist). In dieser Woche empfiehlt es sich, jeden zweiten Tag Geschlechtsverkehr zu haben.

So kann man den Eisprung vorhersehen

Ovulationstest oder LH-Test: Mit einem Ovulationstest (oder LH-Test) könnt ihr den Eisprung auf wenige Stunden genau vorhersagen, die tagelange "Überei" entfällt. Beim LH-Test wird im Urin der Frau der Gehalt an LH (Luteinisierungshormon) gemessen. Wenn der Test positiv ist, wisst ihr, dass der Eisprung innerhalb der nächsten 24-36 Stunden stattfindet. Wichtig: Haltet euch beim Testen ganz exakt an die Anleitung!
LH-Tests sehen gleich aus wie Schwangerschaftstests und sind im normalen Handel leider genau so teuer. Da man pro Zyklus mehrere Tests benötigt, um den Eisprung genau vorherzusagen, kann das ins Geld gehen. Im Internet bekommt man aber einfache Teststreifen sehr günstig. Ein seriöser Versandhandel mit Qualitätsware ist www.babytest.de. Da kosten zum Beispiel 50 Teststreifen 32.97 EUR. Die Lieferung erfolgt in einem Umschlag in die Schweiz. Zum Vergleich: eine schweizer Versandapotheke bietet 10 Tests für CHF 88.60 an.

Temperaturmethode: Während der LH-Test quasi die Ist-Werte berücksichtigt und euch mit Sicherheit sagt, wann der Eisprung in diesem Monat stattfindet, beruht die Temperaturmethode auf den Erfahrungswerten der letzten Monate.
Mit dem Eisprung steigt die Körpertemperatur der Frau um 0.5° - 1.6° C an. Um diesen  Anstieg feststellen zu können, muss deine Frau jeden Tag die Körpertemperatur messen, entweder im Mund (unter der Zunge), im Popo oder in der Scheide. Um aussagekräftige Werte zu bekommen, muss immer am gleichen Ort und immer zur gleichen Uhrzeit gemessen werden. Die Werte werden in einer Tabelle protokolliert. Im Internet gibt es auch die Möglichkeit, die Werte online einzugeben und auswerten zu lassen (Google-Suche nach "Eisprungkalender").
Ein Temperaturanstieg zeigt an, dass der Eisprung stattgefunden hat. Dann ist es breits zu spät, um ein Kind zu zeugen. Mit der Temperaturmethode werdet ihr aber vielleicht feststellen, dass der Eisprung immer am gleichen Zyklustag stattfindet, so dass ihr den Sex entsprechend planen könnt. Dabei müsst ihr aber immer im Hinterkopf behalten, dass der Eisprung auch einmal früher oder später stattfinden kann.

Beschaffenheit des Zervix-Schleims (Gebärmutterhalsschleims): Damit die Spermien in den Gebärmutterhals gelangen können, muss der Schleim dünnflüssig werden. Vor dem Eisprung wird der Zervix-Schleim deshalb dünn und spinnbar, das heisst, man kann damit zwischen den Fingern "Fäden spannen". Er hat dann etwa die Konsistenz von Eiweiss. Sieh dir dazu am besten die Beispiel-Fotos an.

Baby-Computer: Ein Baby-Computer macht im Grunde nichts anderes, als die Temperaturmethode anzuwenden. Er misst die Körpertemperatur, protokolliert sie und versucht, den nächsten Eisprung zu errechnen.

Fazit: Ein Paar, das sich ein Kind wünscht, sollte am Anfang einfach etwa alle 2-3 Tage Sex haben. Zu oft ist nicht zu empfehlen, da die Spermienzahl im Ejakulat sonst abnimmt. Wenn das nicht zum Erfolg führt oder wenn ihr den Geschlechtsverkehr auf die wirklich heissen Tage konzentrieren wollt, empfehle ich Ovulationstests (LH-Tests).

Fehlerquellen und Mythen
Keine Enthaltsamkeit! Lebe nicht enthaltsam, um in den heissen Tagen genügend Spermien zu haben. Wenn du zu lange enthaltsam bist, also mehr als etwa 1 Woche, ist die Spermienkonzentration im Ejakulat so gross, dass sich die Spermien gegenseitig behindern, statt dass sie zielgerichtet losschwimmen können. Das ist dann wie Winterschlussverkauf im H&M.
Vorsicht bei Gleitcrème! Falls ihr Gleitcrème benützt, um die Scheide anzufeuchten, solltet ihr unbedingt einen Blick auf die Flasche werfen. Die meisten Gleitcrèmes sind schädlich für Spermien und deshalb absolut kontraproduktiv. Eine natürliche Art, die Scheide feucht zu machen, ist die Stimulation des A-Punktes (Infos dazu findest du hier).
Beckenhochlage: In verschiedenen Artikeln und Foren wird empfohlen, dass die Frau nach dem Sex das Becken hochlagern soll, damit die Spermien nicht gleich wieder auslaufen. Dieser Tipp ist umstritten. Viele Kinderwunschspezialisten bezweifeln, dass die Beckenhochlage etwas bringt. Viel wichtiger ist aber, dass die Frau gleichzeitig mit dir oder nach dir zum Orgasmus kommt. Durch die Kontraktion der Scheidenmuskeln taucht nämlich der Muttermund in das Ejakulat und nimmt so Spermien auf.

Problem Hänger
Zum Schluss noch ein Tabuthema für uns Männer: Der klassische Hänger. Frauen haben häufig die Vorstellung, dass Männer immer können. Gut, mit unseren Macho-Sprüchen zementieren wir dieses Bild auch immer wieder, aber im Grunde wissen wir, dass auch wir Tage haben, an denen einfach nichts läuft.  
Sex haben wollen und Sex haben müssen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ihr wollt ein Kind und wisst, dass du als Mann jetzt Leistung abliefern musst, sonst ist wieder ein Monat gelaufen. Ich schreibe das bewusst in einer ökonomischen Sprache, weil du nach ein paar Monaten üben beim Sex längst nicht mehr an Liebe denkst, sondern nur noch an Produktion und Leistung. Wenn du über mehrere Monate immer an bestimmten Tagen bereit sein musst, können Probleme mit der Standfestigkeit auftreten, Hänger können immer häufiger passieren. Das ist normal, belastet aber die Beziehung. In diesem Fall könnt ihr vielleicht folgendes probieren:
  • Gebt dem erotischen Teil mehr Bedeutung. Das ist zugegebenermassen schwierig, weil ihr beide im Grunde wisst, dass es nicht beim Kuscheln bleiben darf. So erotisch der Abend wird, am Schluss musst du ran.
  • Probiert Neues aus. Neues (Stellungen, Hilfsmittel, Filme, ...) kann neue Erregung bringen.
  • Richtet euch nach deinem Rhythmus. Wenn du am Abend nicht kannst, kannst du am Abend nicht. Punkt. Vielleicht bist du mit dem Kopf noch zu sehr mit der Arbeit beschäftigt oder schlicht zu müde. Am Morgen ist dann der Kopf vielleicht frei und es klappt.
  • Besprich das Problem mit deinem Hausarzt oder einem Urologen. Auch Potenzmittel sollen kein Tabu sein.
Und ganz zum Schluss noch dies: Haltet euch nicht zu oft in einschlägigen Foren auf. Ihr werdet nur verunsichert (und lest sehr viel Unsinn). Tauscht euch besser mit anderen Paaren aus, die ebenfalls "üben" oder die schon Kinder haben. Und wenn es lange nicht klappen sollte: Zögert nicht, mit einem Kinderwunschspezialisten Kontakt aufzunehmen.


Montag, 14. Januar 2013

Zusatzversicherung: Vor der Geburt abschliessen

Bild: Benjamin Thorn / pixelio.de

Wer plant, für sein Kind eine Zusatzversicherung zur obligatorischen Krankenversicherung abzuschliessen, sollte dies möglichst vor der Geburt des Kindes tun. Wenn das Kind auf der Welt ist, könnte es Probleme geben.

In der Schweiz muss bekanntlich jeder Einwohner gegen Krankheit und Unfall versichert sein. Während die Grundversicherung keine Anträge ablehnen darf, kann die Zusatzversicherung ihre Kunden frei auswählen.


Aufnahmezwang nur bei der Grundversicherung

Die Grundversicherung kannst du für dich oder dein Baby frei wählen. Für das Baby hast du dafür bis drei Monate nach der Geburt Zeit. Die Versicherungsgesellschaft darf niemanden abweisen, dafür sind aber nur die wichtigsten Leistungen abgedeckt. 

Freiwillige Aufnahme bei der Zusatzversicherung 

Die Zusatzversicherung nimmt neue Versicherte erst nach einer Gesundheitsprüfung auf. Wenn der neue Versicherte nicht gesund genug ist, kann er abgelehnt werden oder es gibt Leistungsausschlüsse. Das kann deinem Baby passieren, wenn es krank oder mit einer Behinderung zu Welt kommt. In diesem Fall fällt die Gesundheitsprüfung negativ aus und es wird möglicherweise von keiner Zusatzversicherung aufgenommen. Genau dieses Kind bräuchte aber wahrscheinlich Therapien, die von der Grundversicherung nicht übernommen werden.

Keine Gesundheitsprüfung vor der Geburt

Wenn du dein Kind schon vor der Geburt bei einer Zusatzversicherung anmeldest, kann es keine Gesundheitsprüfung geben. Die Versicherung nimmt dein Kind auf und kann nach der Geburt nicht mehr vom Vertrag zurücktreten, wenn es nicht gesund sein sollte.
Nicht alle Versicherungen bieten die Möglichkeit der vorgeburtlichen Aufnahme, aber die Auswahl ist recht gross. Das bedeutet aber auch, dass du viel zu vergleichen hast. Die Angebote der verschiedenen Versicherungen sind enorm unterschiedlich. Falls in der Familie bestimmte "unerwünschte" Gene vorhanden sind, lohnt es sich, die Versicherungsleistungen speziell auf diese zu prüfen. Wenn bei dir also zum Beispiel Zahnfehlstellungen über Generationen weitervererbt werden, lohnt es sich, auf eine gute Zahnversicherung zu achten.

Die Zusatzversicherung zur obligatorischen Krankenversicherung ist, wie erwähnt, freiwillig. Wenn ihr euch aber für eine solche Versicherung entscheidet, ist es sehr empfehlenswert, diese vor der Geburt abzuschliessen.




Freitag, 11. Januar 2013

Kreativität schmeckt

Znüni heute: Karotten mit Dip (Crème Fraîche mit Schnittlauch), Käsesandwich
Welche Zwischenmahlzeit gebe ich meinem Kind mit in die Schule oder den Kindergarten? Als Vater bist du häufig im Spannungsfeld zwischen deinem Gewissen und der Werbung.

Ich gebe es zu: Ich bereite den Znüni, wie die morgendliche Zwischenmahlzeit in der Schweiz genannt wird, nicht jeden Tag mit gleich viel Elan zu. Zum Glück teilt mir mein Sohn in der Regel am Vorabend mit, was er am Folgetag in der Lunchbox vorfinden möchte, so dass ich immerhin nicht am "Kunden" vorbei produziere.


Konkurrenzfähig bleiben

Auf der Wunschliste tauchen meist Lebensmittel auf, gegen die ich nichts einzuwenden habe: Äpfel zum Beispiel, oder Nüsse oder Käsebrot. Aber die Kinder vergleichen und so entgeht es meinem Sohn natürlich nicht, dass andere Kinder Industrieprodukte in bunten, glitzernden Packungen mitbringen. Ich bin kein Ernährungsspezialist, aber ich weiss, dass viele dieser Produkte zu viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. Gleichzeitig möchte mein Sohn auch "coole Sachen" mitnehmen. Um hier konkurrenzfähig zu bleiben, reicht ein einziger Apfel im Znüni-Täschli natürlich nicht.

Frühstück und Znüni sind eine Mahlzeit

Sehr hilfreich sind für mich die Znüni-Tipps der Gesundheitsdienste der Stadt Zürich. Der "Znüni-Flyer" (gratis Download ab der Homepage der Stadt Zürich) listet unzählige Zutaten zu einem leckeren, gesunden Znüni auf. Allerdings bin ich nicht päpstlicher als der Papst. Wenn es helles Brot zum Frühstück gibt, ist auch helles Brot in der Znünibox, auch wenn auf dem Flyer explizit von Vollkornbrot gesprochen wird.

Zu beachten ist, dass das Frühstück und das Znüni als eine Mahlzeit zu betrachten ist. Es gibt Kinder, die am frühen Morgen kaum etwas essen mögen. Diese Kinder holen sich ihren Energiebedarf aus dem Znüni und brauchen eine entsprechend gefüllte Box. Wer hingegen viel frühstückt, braucht nur einen kleinen Snack.


Abwechslung ist attraktiv

Mit der Zeit hat sich bei uns ein Standardmenü eingebürgert. Es besteht aus einem Teil Frucht oder Gemüse, einem Anteil Milchprodukt und Brot(produkt). Selbstverständlich rücken auch wir immer wieder vom Standard ab, aber er gibt uns eine gewisse Regelmässigkeit. Als Getränk gibt es Wasser oder warmen Tee.


Frucht oder Gemüse wird von unserem Kindergärtner eher gegessen, wenn es mundgerecht portioniert ist (Schnitze, Stäbchen, ...). Eine Mandarine schälen und die Schnitze teilen braucht knapp 2 Minuten, einen Apfel zerkleinern geht ebenso schnell. Noch schneller geht es, wenn du etwas Dörrobst mitgibst.

Als Milchprodukt eignet sich Käse (z.B. im Sandwich) oder Joghurt. Reines Nature-Joghurt mag unser Junior nicht, deshalb gebe ich wenig Vanille-Zucker dazu. Auch eine Dip-Sauce aus Crème Fraîche (zusammen mit Gurken- oder Karottestäbchen) eignet sich.


Den Brotanteil am Znüni decken wir mit Brot, Knäckebrot, Reiswaffeln, Vollkorncrackern, Maiswaffeln, usw. ab.


Je nach Lust und Laune kann aber auch einmal ein Ei oder eine handvoll Nüsse dabei sein. Wichtig ist die Abwechslung. Monotonie ist öde und schmeckt nicht. Schon wenige Lebensmittel kann man immer wieder neu kombinieren. Für das Kind ist es immer wieder ein anderes Znüni.


Schokolade ist Genuss-, nicht Lebensmittel

Auch unsere Kinder essen Schokolade, aber nicht als Zwischenverpflegung, sondern als Dessert. Entsprechend hat Schokolade in der Znünibox nichts verloren.

15 Minuten, die sich lohnen

Für die Zubereitung einer Lunchbox brauche ich etwa 15 Minuten. Klar, diese Zeit könnte ich auch im Bett verbringen und meinem Sohn dafür ebenfalls eine bunt glitzernde Packung Industrieirgendwas mit extra Milch und 45 Vitamine in die Tasche stopfen. Ich tu's nicht. Ich bin weiss Gott kein Gesundheitsapostel und  wer mich kennt, weiss, was ich den ganzen Tag über in mich hineinstopfe. Dafür bin ich selber verantwortlich.

Mein Kind ist aber darauf angewiesen, dass ich ihm etwas Vernünftiges und gleichzeitig Leckeres mitgebe. Und für die Gesundheit und das Wohlbefinden meines Kindes stehe ich am Morgen gerne 15 Minuten früher auf.


Weiterführende Links:

Znüni-Tipps der Gesundheitsdienste Stadt Zürich: Flyer (PDF)
Versteckter Zucker, das grosse Geschäft mit Kindern: Sendung "Kassensturz" SRF (Text und Video)
Zucker auch in Gurken oder Pizza: Sendung "Espresso", Radio SRF (Text und Audio)