Donnerstag, 28. Februar 2013

Der Albtraum, der keiner ist: Pavor Nocturnus

Bild: Sergej23 / pixelio.de
Das Kind schreckt aus dem Schlaf hoch, schreit mit offenen Augen, erkennt seine Eltern nicht und lässt sich weder wecken noch beruhigen. Was auf den ersten Blick wie ein Albtraum aussieht, ist in Wirklichkeit ein Pavor Nocturnus.

Etwa 4% aller Kinder im Alter von etwa 2-6 Jahren sind von Pavor Nocturnus (übersetzt etwa "Nachtschrecken" oder "Nachtangst") betroffen, in der Regel sind es Knaben. Auch ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene können davon betroffen sein. Pavor Nocturnus wird als Schlafstörung angesehen, welche mit Schlafwandel in Zusammenhang gebracht wird.


Erscheinungsbild

Der Pavor Nocturnus sieht zwar dramatisch aus, ist im Grunde aber harmlos. Er tritt normalerweise etwa  1 bis 3 Stunden nach dem Einschlafen auf, aber sicher nicht in der zweiten Nachthälfte, in welcher die für Träume typische REM-Phase stattfindet. Damit ist klar, dass es sich nicht um einen Albtraum handeln kann. Du wirst auf das Kind aufmerksam, weil es weint oder aufschreit. Wenn du nachschaust, findest du die folgenden Symptome vor:
  • das Kind weint oder schreit
  • es ist häufig verschwitzt
  • manchmal steht es auf und geht herum
  • möglicherweise schlägt es um sich
  • die Augen sind in der Regel geöffnet
  • es macht den Eindruck, dass es "irgendwie wach" ist, aber doch nicht wirklich
  • es erkennt dich nicht
  • es wehrt sich, wenn du es berühren oder in den Arm nehmen willst
  • nach 5-15 Minuten wird das Kind plötzlich wieder ruhig. Es fällt in einen ruhigen Schlaf zurück oder ist kurz wach, um dann schnell wieder einzuschlafen.
  • falls es aufwacht, kann es sich an nichts erinnern

Das kannst du tun
Das einzige, was du tun kannst, ist aufpassen, dass sich das Kind nicht verletzt (z.B. Sturz aus dem Bett).

Wenn es auf einen ersten Weckversuch nicht reagiert, versuche nicht, das Kind weiterhin zu berühren oder aufzunehmen. Laute Ansprache oder bespritzen mit Wasser erlösen es auch nicht vom Nachtschrecken, im Gegenteil: All diese Versuche verstärken die Angst des Kindes und es wird noch heftiger schreien und sich noch panischer bewegen. 
Bleibe einfach ganz ruhig, nach etwa 5-15 Minuten ist der Spuk vorbei.

Ursachen und Vorbeugung
Über die Ursachen weiss man recht wenig. Man weiss, dass Pavor Nocturnus gehäuft in Familien auftritt, in denen Schlafwandel vorkommt. Man weiss auch dass er gehäuft nach ereignisreichen Tagen auftritt (grosse Freude oder Belastung). 
Es gibt aber keine Möglichkeit, einen Pavor Nocturnus zu verhindern. Das Kind kann und darf nicht von Belastungen ferngehalten werden. Sowohl Streit als auch ein freudiges Geburtstagsfest gehören zur gesunden Entwicklung.
Zur gesunden Entwicklung gehört auch die Teilnahme an Ferienlagern oder eine Übernachtung auswärts, ohne Eltern (bei Oma, einem Kindergartenfreund, ...). Behalte das Kind nicht zu Hause aus Angst, es könnte einen Pavor Nocturnus machen. Informiere einfach die Erwachsenen, damit sie wissen, was zu tun wäre.
Nach ereignisreichen Tagen empfiehlt es sich, dem Bettgeh-Ritual besondere Bedeutung zu schenken. Lass das Kind bewusst zur Ruhe kommen (vielleicht mit "Rudelknuddeln" mit der ganzen Familie auf dem Ehebett, inkl. Gute-Nacht-Geschichte, oder eine ausgedehnte Sing-Runde mit vorwiegend ruhigen Liedern) oder lass dir vom Kind erzählen, was es erlebt hat. Trotzdem: Verhindern kannst du einen Pavor Nocturnus nicht.

Abgrenzung zum Albtraum
Die Abgrenzung zum Albtraum ist sehr einfach. Der erste Anhaltspunkt ist die Zeit: Der Pavor Nocturnus tritt realtiv bald nach dem Einschlafen auf, ein Albtraum erst in der zweiten Nachthälfte, während der REM-Phase. Der zweite Anhaltspunkt ist das Verhalten des Kindes: Beim Albtraum, kannst du das Kind wecken, es wird dich dann erkennen und es erinnert sich an den Traum (oder wenigstens daran, dass es schlecht geträumt hat). Beim Nachtschrecken ist das Kind nicht weckbar.

Wann ist ein Arztbesuch nötig?
Ein Pavor Nocturnus muss grundsätzlich nicht dem Arzt vorgestellt werden. Ausnahmen sind:
  • Die Anfälle sind sehr häufig (fast täglich)
  • Die Anfälle treten regelmässig auf, sind aber nur kurz (etwa 1-2 Minuten): Arztbesuch zum Ausschluss einer Epilepsie
  • Wenn du unsicher bist, ist es nie falsch, beim Arzt nachzufragen


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen