Dienstag, 26. August 2014

Wenn der Schuh drückt: Die richtige Grösse bei Kinderschuhen

© disegno / pixelio.de
Laut Schweizer Radio SRF tragen zwei Drittel der Kinder zu kleine Schuhe. Wie erkennt man, ob der Schuh noch Luft hat, oder ob auf die nächste Grösse umgestiegen werden muss?

Innensohle verrät Grösse
Häufig sieht man Eltern, wie sie den Schuh umdrehen und die Schuhsohle an den Kinderfuss halten. So soll abgeschätzt werden, ob der Schuh passen könnte. Genauer ist es, wenn du die Innensohle herausnimmst, auf den Boden legst und sich das Kind draufstellt. Der Schuh ist innen nämlich genauso gross wie die Innensohle, also siehst du ziemlich exakt, wie viel Platz noch ist (oder eben nicht).

Je nach Quelle müssen vorne 6-17 Millimeter Platz sein, das ist etwa die Fingerbreite eines Erwachsenen.

Kauf nur nach Anprobe
Wenn du im Fachgeschäft einkaufst, lässt du die Fussgrösse am besten vom Verkaufspersonal ausmessen. Ich kaufe nie Schuhe, ohne dass das Kind dabei ist. Die Grösse (sprich: Länge) alleine macht es ja nicht aus, ob ein Schuh bequem ist. Auch Breite und Risthöhe müssen stimmen. Kommt dazu, dass die Schuhgrössen nicht europaweit genormt sind. Eine 31 ist je nach Hersteller unterschiedlich gross.

Kind reklamiert zu spät
Das Kind merkt selber übrigens erst sehr spät, wenn der Schuh zu klein ist. Die weichen Kinderfüsse finden nämlich auch in zu kleinen Schuhen Platz. Die Kinder ziehen einfach die Zehen an. Ob zu kleine Schuhe die Kinderfüsse nachhaltig schädigen, ist umstritten. Viele Quellen stellen einen Zusammenhang her, es gibt aber auch namhafte Orthopäden, die diesen verneinen. So oder so sind zu kleine Schuhe unbequem und müssen ersetzt werden.
Das Gesündeste ist übrigens das Barfussgehen. Lasst die Kids deshalb oft mit nackten Füssen herumtollen.

Hausschuhe in Kindergarten oder Schule nicht vergessen
Denkt auch an die Hausschuhe, die der Nachwuchs im Kindergarten oder der Schule hat. Laut einer Untersuchung in Kindergärten tragen 80% der Kinder zu kleine Hausschuhe. Der Grund ist einfach: Ihr gebt die Hausschuhe den Kindern am Anfang des Schuljahres mit und denkt schlicht nicht mehr dran, diese regelmässig zu prüfen.

Weitere Informationen zur Schuhgrösse bei Kinderschuhen findet ihr hier:
"Kinderschuhe: Zwei Drittel sind zu klein", SRF [ klick ]
"Damit der kleine Schuh nicht drückt", inkl. Merkblatt, SRF [ klick ]
"Füsse richtig messen - Kinderschuhe richtig auswählen, Kinderfuss Zentrum Erlangen [ klick ]

Mittwoch, 20. August 2014

Taschenmesser: Ab welchem Alter geeignet?

Drei meiner Tschenmesser 

Bei uns heisst es: „En richtige Bueb hät es Sackmässer im Sack“ (Ein richtiger Junge hat ein Taschenmesser dabei). Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für die „grossen Jungs“, also uns Männer. Die Frage, die sich den Eltern stellt, ist nur, ab welchem Alter ein Messer vertretbar ist. Ich meine, ab 6-7 Jahren kann das Kind unter Aufsicht damit arbeiten.

Das erste eigene Taschenmesser ist für ein Kind ein Ereignis. Die meisten können sich noch genau an den Moment erinnern, als sie ihr erstes eigenes Messer geschenkt bekommen haben. Meistens durfte man vorher ja schon Papas Messer benutzen und lernte so den Umgang: beim Picknick die Würste einschneiden, im Garten einen Rettich in mundgerechte Stücke schneiden oder auf der Wanderung einen Wanderstab verzieren. Aber das erste EIGENE Sackmesser…!

Schulung am Messer schon im Kindergarten
Unsere Kinder bereiten im Kindergarten regelmässig kleine Mahlzeiten zu und halten somit bereits im Alter von 4-5 Jahren ein Rüstmesser in der Hand. Bei den handelsüblichen Messern wurde einfach die Spitze rundgeschliffen, damit keine Stichverletzungen möglich sind. Auch zu Hause helfen sie in der Küche und schnippeln Gemüse mit Messern mit normaler Spitze. Sie lernen den Umgang mit Messern also schon recht früh.

Taschenmesser erfordert mehr Fertigkeiten
Nun wird ein Taschenmesser nicht im geschützten Rahmen einer Kindergartenküche oder eines Küchentisches benutzt, sondern im Freien. Da gibt es selten Tische und Stühle, sondern man setzt sich auf den nächsten Stein. Die Anforderungen an das Handling sind deshalb grösser und entsprechend die Altersgrenze etwas höher. Ich persönlich empfehle für Taschenmesser deshalb eine Altersgrenze von 6-7 Jahren. Ihr kennt euer Kind und könnt diese Empfehlung entsprechend anpassen. Klar ist, dass das Kind das Messer in diesem Alter nur dann hervornehmen darf, wenn es beaufsichtigt ist.

"Aber das ist doch gefährlich!"
Kindermesser von Victorinox
Im Umgang mit Gefahren habe ich eine klare Haltung: Gefährlich wird es dann, wenn das Kind heimlich etwas probiert. Das gilt für Messer, Feuer, usw.: Heimlich ist gefährlich. Wenn es aber den richtigen Umgang lernt, kann es altersgerecht und unter Aufsicht damit umgehen. Die Schweizer Taschenmesserhersteller Victorinox und Wenger bieten zudem spezielle Kinder-Taschenmesser an, bei welchen die Klingenspitze abgerundet ist. Stichverletzungen sind so ausgeschlossen.

Welche Tools braucht ein Kind am Messer?
Als Regel gilt: Je jünger das Kind, desto weniger Klingen hat das Messer. Dies aus zwei Gründen:
  • Je weniger Klingen, desto schmaler der Griff und desto besser liegt es in der Kinderhand
  • Je weniger Klingen, desto leichter ist es und desto einfacher ist die Arbeit damit
  • Ein Tool mit 12, 15 oder 20 Funktionen kann ein junges Kind überfordern

Meiner Erfahrung nach benutzt ein junges Kind nur die Klinge und die Säge. Das erste Messer meiner Kids ist deshalb das „My first Victorinox“, Version mit Säge (eine Klinge mit abgerundeter Spitze, Säge, Schraubendreher/Dosenöffner/Kapselheber, Zahnstocher und Pinzette). Das reicht völlig. Wenn das Kind älter wird, darf das Messer natürlich grösser sein und eine spitze Klinge haben.

Vorsicht vor Billigware
Bitte kauft keine billige Ware, die kann gefährlich sein. Ich habe an einem Grillplatz beobachtet, wie ein Taschenmesser aus Fernost während des Anspitzens eines Holzspiesses in seine Einzelteile zerfiel. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt, aber das hätte ins Auge gehen können. Markenware ist vielleicht etwas teurer, hält aber buchstäblich ein Leben lang (je nach Hersteller mit lebenslanger Garantie).

Ich persönlich kaufe Taschenmesser zudem nicht im Warenhaus, sondern im Messer-Fachgeschäft. Dort ist das Messer nämlich nicht teurer, aber die Beratung ist besser und bei einigen Geschäften ist im Kaufpreis sogar die Gravur inbegriffen (mein persönlicher Favorit und Insider-Tipp: Cozzio Messerschmied in Gossau SG). So erhalten meine Jungs immer Messer mit eingraviertem Namen.

Ein Taschenmesser macht Spass
Mit dem Taschenmesser kann man sehr viel Spass haben. Vor allem Schnitzereien stehen bei den Kindern ganz zuoberst. Beim Picknick im Wald entsteht so vielleicht ein Holztierchen oder eine Flöte, am Wasser ein Schiff. Klar, dass Papa oder Mama bei gewissen Arbeitsschritten hilft oder auch mal das „Erwachsenenmesser“ mit spitziger Klinge und Ahle zum Einsatz kommt. - Und wenn das Kind sauber angeleitet wird und unter Aufsicht werkelt, ist ein Messer nicht gefährlicher als der Kletterturm auf dem Spielplatz.

Nachtrag 
Ich habe soeben das Buch Werken mit dem Taschenmesser (Felix Immler) erhalten. Herzlichen Dank an den Verlag! 
Ich habe es für euch gelesen und mit den Kids zusammen das eine oder andere ausprobiert. Die Buchbesprechung findet ihr hier [ klick ]

Freitag, 25. Juli 2014

Testbericht: Braun Multiquick 7 MQ 745 Aperitiv

Viel Kraft, schönes Design. Braun Multiquick 7 MQ 745 Aperitiv
Seit einem Monat teste ich den Braun Multiquick 7 MQ745 Aperitif, kurz: MQ745, auf Herz und Nieren. Der erste Eindruck hat nicht getäuscht: Das kraftvolle Multitalent hat mich restlos überzeugt. Er ist vielseitig einsetzbar und zeigt fast keine Schwächen.

Kraftvoll und schön
Bereits im ersten Testbericht habe ich auf das umfangreiche Zubehör hingewiesen. Inzwischen habe ich mit allen Teilen gearbeitet.
Der ergonomisch geformte Griff liegt sehr gut in der Hand und ist sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder geeignet. Die Powertaste erlaubt ein stufenloses Dosieren der Geschwindigkeit, so dass man die geballte Kraft des MQ745 sehr gut im Griff hat. 
Der Pürierstab aus Edelstahl ist hochwertig und sauber verarbeitet und macht schon beim Anfassen klar, dass er mit der Power des 750W-Motors klar kommt.
Die anderen Zubehörteile enthalten sehr viel Kunststoff. Sie sind entsprechend leicht und machen im ersten Moment einen eher fragilen Eindruck. Schon beim ersten Einsatz werden diese Bedenken aber zerstreut. Braun hat es offensichtlich geschafft, leichtes, aber dennoch sehr strapazierfähiges Zubehör zu designen.

Zwei Wünsche...
An dieser Stelle hätte ich trotzdem zwei Wünsche:

  • Für die Lagerung der Messer kann eine Schutzkappe über die Klingen gestülpt werden. Beim Messerschutz für das grosse Messer hätte ich mir stabileres Material gewünscht. Während das Messer des kleinen Zerkleinerers (für Kräuter und Nusskerne) einen stabilen Messerschutz hat, bekam das Messer des grossen Zerkleinerers nur einen relativ dünnen Plastikschutz. Das hat aber nichts mit der Funktionalität zu tun des Geräts zu tun.
  • Metallene Löffel können auf den transparenten Gefässen feine Kratzspuren hinterlassen. Hier wäre ein klarer Hinweis angebracht, dass nur Kunststofflöffel verwendet werden sollten.


Praxistest mit Bravour bestanden
Das knapp gehaltene Manual zeigt, dass das Gerät ohne langes Studieren einer Anleitung sofort einsatzbereit ist. Die Zubehörteile lassen sich mit einem Klick auf den Griff aufsetzen und ebenso schnell wieder abnehmen.
Den Alltagstest besteht der MQ 745 mit Bravour. Er ist sehr schnell einsatzbereit und lässt sich anschliessend sehr einfach reinigen. Zudem hat er, gemessen an vergleichbaren Geräten, einen sehr starken Motor, welcher auch mit gefrorenen Früchten klar kommt. Und spätestens, wenn du zum ersten Mal Eiswürfel in Crushed Ice verwandelst, weisst du: Dieses Gerät müsste eigentlich im Baumarkt, und nicht im Geschäft für Haushaltartikel verkauft werden ;-)

Fazit
Mit dem Multiquick 7 MQ745 Aperitif ist Braun ein guter Wurf gelungen. Er vereint verschiedene Werkzeuge, die das Kochen erleichtern. Somit ist der MQ745 geeignet für die Ersteinrichtung einer Küche (z.B. als ideales Geschenk von Mutti), als auch für Köche, die gerne mit frischen Zutaten arbeiten, ohne dafür zu viel Zeit aufwenden zu wollen. – Und das Mixen von Smoothies und Joghurtdrinks macht einfach endlos Spass.

Pluspunkte:

  • Starker Motor
  • Sehr viel Zubehör
  • Vielseitig einsetzbar
  • Leicht zu bedienen
  • Leicht zu reinigen (bis auf den Griff und die Getriebe ist alles Spülmaschinentauglich)
  • Preis-/Leistung stimmt


Kleine Schwächen:

  • Messerschutz (Schutzkappe) des grossen Messers könnte stabiler sein
  • Transparente Gefässe sollten nur mit Kunststofflöffeln berührt werden
  • Die Schwächen haben aber keinerlei Einfluss auf die Funktionalität des Geräts. 


Von mir gibt es deshalb eine klare Kaufempfehlung.

Links:

Freitag, 11. Juli 2014

Test: Braun Multiquick 7 MQ745 Aperitive

Braun Multiquick 7 MQ745 Aperitiv mit viel Zubehör
Seit einer Woche steht der Braun Multiquick 7 MQ745 Aperitive, kurz: MQ745, in meiner Küche. Er ist ein kraftvolles Multitalent, welches (fast) alles kann. Ein erster Eindruck nach einer Woche.

Offenlegung der Interessen: Der MQ745 wurde mir für eine einmonatige Testzeit zur Verfügung gestellt. Ich habe mich verpflichtet, sowohl öffentlich als auch gegenüber dem Hersteller ehrliche Berichte zu schreiben. Enttäuschte Kunden, die falsche Erwartungen an das Produkt haben, sind nicht im Interesse des Herstellers. 

Eine Küchenmaschine muss bei mir drei Hauptkriterien erfüllen: Vielseitig einsetzbar, schnell einsatzbereit und einfach in der Reinigung. Schauen wir uns diese Punkte also an:

Kriterium 1: Vielseitig einsetzbar
Der MQ745 wird mit umfangreichem Zubehör geliefert und wird so zum Multitalent:

  • Griff mit 750W-Motor
  • grosser Zerkleinerer mit Messer und Eis-Crusher
  • kleiner Zerkleinerer mit Messer
  • Pürierstab
  • Schneebesen
  • Mixerbecker

Stufenlose Kraftdosierung mit einer Taste
Der Motor ist mit seinen 750 Watt Leistung, im Vergleich zu anderen Stabmixern, sehr stark. Damit man diese Kraft im Griff hat, hat Braun mit der "Smart-Speed-Technologie" eine sehr gute Lösung gefunden: Mit einer Taste am Griff lässt sich der Motor stufenlos regulieren. Das ist am Anfang etwas ungewohnt, aber das legt sich schnell.

Mit dem mitgelieferten Zubehör lässt sich praktisch alles hacken, pürieren und mixen. Egal, ob Fruchtdrink, Smoothie, Milkshakes, Pesto, Dip oder Suppe, der MQ745 kommt damit klar. Sogar Eiswürfel lassen sich in kürzeter Zeit crushen.

Kriterium 2: Schnell einsatzbereit
Ein Gerät, das man zuerst mühsam zusammensetzen muss, bevor man es brauchen kann, kann ich in meiner Küche nicht brauchen. Ich bin schlicht zu faul. Wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause komme und für die Familie kochen soll, muss es schnell gehen, obwohl (oder gerade weil) ich fast ausschliesslich frische Zutaten verarbeite. Oder wenn ich für einen Grillabend neben der Marinade und den Salaten verschiedene Dips und einen Nachtisch vorbereiten muss, müssen mir die Geräte Arbeit abnehmen, nicht die Arbeit erschweren. 


Mise en Place: Jetzt die Früchte pürieren, dann das Zubehör
mit einem Klick wechseln und den Rahm schlagen
Hier punktet der MQ745. Der Zerkleinerer schluckt auch grosse Gemüse- und Fruchtteile. Gemüse und Früchte müssen also nur so stark zerkleinert werden, dass sie in den Mixbecher passen, den Rest übernimmt das Gerät.
Der Wechsel des Zubehörs geht ebenfalls sehr einfach: Ein Druck beidseits des Griffs, und das Zubehör kann abgenommen werden.

Einziger Bereich, wo der MQ745 langsamer ist als mein altes Handrührgerät, ist das Schlagen von Rahm und Eiweiss. Hier ist der gute alte Mixer mit zwei gegenläufigen Schneebesen schneller als der MQ745 mit nur einem Schneebesen. 

Kriterium 3: Einfache Reinigung
Auch diese Bedingung erfüllt der MQ745. Die Teile sind so gestaltet, dass sie sich locker abspülen lassen. Keine fiesen Ecken und Kanten, in denen sich Reste verstecken könnten. Wer nicht von Hand abwaschen mag, kann alle Teile (ausser dem Griff und den Getrieben) in den Geschirrspüler geben. Ich habe das selber allerdings nicht getestet.

Fazit nach einer Woche
Nach einer Woche Testbetrieb überzeugt mich der Braun Multiquick 7 MQ745 Aperitive sehr. Er ist mit seinem umfangreichen Zubehör ein kraftvolles Multitalent. Der Griff mit dem Motor liegt sehr gut in der Hand. Sehr gelungen ist die „Smart-Speed-Technologie“, dank der man die Geschwindigkeit des Messers mit der Taste am Griff stufenlos regulieren kann. Je mehr man drückt, desto schneller dreht das Messer.

Ich teste das Gerät weiter und verfasse gegen Ende Monat einen Schlussbericht. Fragen dürfen gerne als Kommentar gestellt werden. 

Nachtrag: Den zweiten Testbericht findest du hier

Link zum Hersteller

Mittwoch, 25. Juni 2014

Ertrinken: Zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kinder

© 110stefan / pixelio.de
Kaum zu glauben: Ertrinken ist die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern von 0-9 Jahren. Wir Eltern könnten laut Schätzung des Bundesamtes für Unfallverhütung (bfu) 90% dieser Unfälle verhindern.

Aufsicht ist das wichtigste
Das wichtigste ist eine permanente Aufsicht. Je jünger das Kind, desto näher musst du sein
  • Kinder bis etwa 3 Jahre müssen in Griffnähe sein.
  • Kinder von 3-9 Jahre müssen in Sichweite sein.
Niedrigwasser ist übrigens genau so gefährlich wie tiefes. Kleine Kinder können sich nicht mehr orientieren, wenn der Kopf unter Wasser ist. Sie wissen ganz einfach nicht, wo oben und unten ist - und tauchen deshalb nicht auf. Für uns unvorstellbar, für Kleinkinder tödlich.

Die permanente Aufsicht ist deshalb auch dann überlebenswichtig, wenn das Kind im Planschbecken sitzt.

Schwimmhilfen begrenzt tauglich
Schwimmhilfen wie aufblasbare "Flügelchen" sind kein Ersatz für die Aufsicht. Sie geben eine gewisse Sicherheit, aber keine absolute. Zudem zeigt ein aktueller Test, dass auch "geprüfte" Schwimmhilfen gravierende Mängel aufweisen können (Link dazu unten).

Absprache nötig
Wenn ihr als Familie ans Wasser fahrt oder im Garten das Planschbecken aufstellt, sprechen sich die Erwachsenen ab, wer die Kinder beobachtet und wer sich dem Buch oder dem Sonnenbad widmen darf. "Ich habe gedacht, dass du schaust" ist in dieser Situation keine gute Ausrede.

Es ist nicht schwierig, Ertrinkungsunfälle bei Kindern zu vermeiden. Aber man muss eine gewisse Disziplin an den Tag legen.

Weiterführende Links:
Die 6 Baderegeln der SLRG [klick]
Die Website der SLRG [klick]
Schwimmhilfen-Test der Sendung Kassensturs (SRF) [klick]
Wasser-Sicherheits-Check für Kinder des bfu [klick]

Dienstag, 10. Juni 2014

Kindheitserinnerungen reloaded

Jacobs Momente: Kindheitserinnerung als Kapsel
Vaternächte können mitunter ziemlich anstrengend sein, und so hat am Folgetag jeder seine eigene Methode, die Lebensgeister zu wecken oder wach zu halten. Nach einer kurzen Nacht ist es bei mir definitiv eine hohe Dosis Kaffee.

Kaffee ist seit meiner Kindheit mit Melitta-Filter und Jacobs-Kaffee verbunden. Jeden Morgen der Duft von frischem Kaffee, jeden Morgen Papa, der murmelte "der erste Schluck ist immer der beste" und regelmässig meine erfolglosen Versuche, auch einen Schluck dieses besonderen Getränks zu ergattern.

Der Filterkaffee wurde inzwischen sowohl zu Hause als auch im Büro längst vom Nespresso-System abgelöst, und das Traumpaar "Jacobs / Melitta" gerieten in Vergessenheit.

Heute nun der Flash Back: Ich halte Kapseln für die Nespresso-Maschine von Jacobs in meinen Händen! Kindheitserinnerungen, seid willkommen!

Bis heute hielt ich mich tagsüber mit der üblichen Büro-Plörre am Leben. Eine Nespresso-Maschine steht zwar bereit, aber die Kapsel-Bestellung über Internet war mir und meinen Mitstreitern zu mühsam. So haben wir einfach immer ein paar Kapseln für Gäste in Reserve, ansonsten muss Pulverkaffee reichen.

Nach einigen unschönen Angriffen auf meine Geschmacksnerven durch billige Nachahmerkapseln aus Discountern war ich gespannt, was die Königin der Kaffeebohne zu bieten hat. Und ich wurde nicht enttäuscht: Kaffee vom feinsten!

Und während ich zusammen mit einer Arbeitskollegin eine weitere Tasse geniesse, diskutieren wir über Produkte und Marken, die wir als Kinder kennengelernt haben und zum Teil noch immer benutzen: Elmex, Meister Propper (putzt so sauber, dass man sich drin spiegeln kann), Persil (da weiss man, was man hat), usw.

Und wir überlegen uns, welche Produkte und Marken unsere Kinder in 30 Jahren noch benutzen werden.

Pro-Tipp unter Männern: Kapseln gratis testen - Infos unter www.jacobsmomente.com 

Freitag, 23. Mai 2014

Fliegen mit Säuglingen und Kleinkindern

© Petra Schmidt / Pixelio.de
Viele Familien nutzen das Flugzeug, um zum Urlaubsziel zu gelangen. Mit guter Vorbereitung ist eine Flugreise auch mit einem Säugling oder Kleinkind kein Problem. Dem Baby ist es nämlich egal, ob es im Kinderwagen oder im Flugzeug schläft.

Wir sind mit beiden Kinder schon ab dem Säuglingsalter geflogen. Alle Flüge verliefen problemlos.

Um Missverständnisse auszuräumen: In diesem Artikel spreche ich von Pauschalreisen. Wer eine verrückte Individualreise plant, muss andere Dinge berücksichtigen.

Flugdauer
Für Kinder sind nur Start und Landung interessant. Der Rest ist stinkelangweilig. Und wir Väter wissen: Je langweiliger desto quängeliger. Früher durften Kinder noch ins Cockpit und den Piloten über die Schultern schauen. Seit aber in jedem Fluggast ein potenzieller Attentäter gesehen wird, ist auch dieses Unterhaltungsprogramm gestrichen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass für Kleinkinder eine Flugdauer von etwa 4 Stunden die obere Grenze darstellt. Das bestätigen auch andere "flugreiseerfahrene" Eltern. In 4 Stunden kommt man an beliebte Reiseziele wie Mallorca, Griechenland, Spanien, Türkei oder Ägypten. Wenn eine längere Flugreise geplant ist, zum Beispiel in die USA oder nach Asien, sollte ein Nachtflug gewählt werden. Die Kinder schlafen dann den grössten Teil der Reise (hoffentlich wenigstens...).

Gepäck: Kein Koffer für Baby
Fluggäste mit eigenem Sitz dürfen einen Koffer mitnehmen, der in der Regel maximal 20 kg schwer sein darf. Kinder bis 2 Jahre haben keinen eigenen Sitz und haben demnach auch kein Gepäck zugut.
Gerade ein Baby braucht aber einiges an Material. Je nach Zielort empfiehlt es sich zum Beispiel, genügend Babynahrung mitzunehmen, und das hat Gewicht. Windeln sind nicht schwer, aber voluminös. Da du die 20 Kilo pro Person nicht auf mehrere Gepäckstücke verteilen darfst, musst du einen genügend grossen Koffer besorgen. Verlasse dich nicht darauf, dass du am Check-In einen Babybonus geniesst und auch mal ein Koffer mit 25 kg durchgelassen wird. Wir mussten schon wegen 700 Gramm einige Kleidungsstücke von einem in den anderen Koffer umladen!
Natürlich bekommst du überall, wo Pauschaltouristen absteigen, auch Pampers und Hipp-Nahrung. Es ist halt eine Frage des Preises. Babyprodukte sind in einigen Gegenden übrigens in Apotheken günstiger als im Touristenshop. Ein Preisvergleich lohnt sich.

Problem Druckausgleich
Je kleiner das Kind, desto mehr Probleme hat es, den Druckausgleich zu machen. Am besten bietest du ihm während des Starts ein Fläschchen mit Wasser oder Tee an. Durch das Schlucken macht es den Druckausgleich automatisch.

Handgepäck: Baby darf mehr mitnehmen, aber nicht alles
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass du im Handgepäck alles mitnehmen darfst, was in irgendeiner Form einen Zusammenhang mit dem Baby hat.
Im Handgepäck darfst du Babynahrung und Getränke für das Baby mitführen, und zwar in einer Menge, die für die Reise voraussichtlich benötigt wird. Alle anderen Flüssigkeiten (Babyöl, Sonnenmilch für das Baby, Babyshampoo) werden eingezogen. Am besten erkundigst du dich einige Tage vor der Abreise über die aktuellen Bestimmungen (die können nämlich kurzfristig ändern).
Unbedingt ins Handgepäck gehören altersgerechte Spielsachen (z.B. Buntstifte und Malblock, Knuffeltierchen, ...). Solltest du die Anzahl Windeln falsch berechnet haben, bekommst du welche von den Flugbegleitern. Wie du aber selber weisst, ist nicht jede Windel bei jedem Baby gleich dicht. Verlasse dich also besser auf das gewohnte Produkt und greife nur im Notfall auf die Billigware der Fluggesellschaft zurück.

Buggy
Zusätzlich zum Gepäck und Handgepäck darfst du einen zusammenfaltbaren Kinderwagen mitnehmen ("Buggy"). Diesen musst du beim Check-In dabei haben. Er erhält ebenfalls eine Gepäcketikette, obwohl du mit ihm bis zur Eingangstür des Flugzeugs fährst. Dort wird er von einem Flughafenmitarbeiter entgegengenommen und im Gepäckraum verstaut. Beim Aussteigen musst du dich gleich beim Ausgang des Fliegers bei einem Flughafenmitarbeiter erkundigen, wo du den Buggy entgegennehmen kannst. Bei einigen Flughäfen bekommst du ihn sofort, bei anderen musst du beim Gepäckband auf ihn warten, bei anderen ist der Schalter für Sperrgut zuständig.
Ein Tipp: entferne vor der Reise alle Teile, die abbrechen könnten (Becherhalter, Sonnenschirmchen, ...). Der Buggy macht im Flieger und vor allem beim Be- und Entladen einiges mit.

An Bord
Kinder bis 2 Jahre sitzen auf dem Schoss ihrer Eltern (ausser natürlich, ihr bezahlt einen extra Sitzplatz). Du bekommst von einem Flugbegleiter eine spezielle Kindergurte, die du an deiner Gurte festmachst. Zusätzlich bekommst du eine Kinderschwimmweste. Der Platz wird also eher eng... Bei ruhigem Flugwetter kannst du mit dem Kleinen auch 20- oder 30mal den Korridor zwischen den Sitzreihen auf- und abspazieren. So lernst du die Mitreisenden kennen und hast dein Tagespensum Sport schon mal hinter dich gebracht. 
Bei unruhigem Wetter ist es besser, du bleibst angeschnallt am Platz sitzen. Dann kann das mit der Zeit eher unbequem werden. Stelle dich also schon einmal darauf ein.

Für Babys empfehle ich dir, ein Kinderbettchen (Babybasket) zu buchen. Das ist leider nicht in allen Fliegern möglich, da das Bettchen an der Wand vor der ersten Sitzreihe befestigt wird. Bei den meisten Flugzeugen ist dort die Business Class. Bei Charterflügen mit Pauschalreisenden gibt es in der Regel aber keine Business Class, so dass die Chancen gut stehen. Sobald du vom Reisebüro die Buchungsbestätigung mit Flugnummer erhältst, kannst du die Fluggesellschaft (nicht das Reisebüro!) anrufen und dich nach dem Babybasket erkundigen. Denk daran: es gibt maximal zwei Babybettchen pro Flugzeug. Die beiden ersten Familien erhalten den Zuschlag.
Die Bestimmungen sind übrigens von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft unterschiedlich. Normalerweise darf das Baby für das Babybasket maximal 1 Jahr alt und maximal 10 kg schwer sein. Einzelne Gesellschaften setzen das Limit aber schon bei 8 Monaten.

Für den Windelwechsel musst du zwingend die Bordtoilette aufsuchen. Am Sitzplatz ist dies strikt verboten. In mindestens einer Bordtoilette kann ein Wickeltisch heruntergeklappt werden, der Flugbegleiter informiert dich, in welcher Toilette sich dieser befindet. Eine Wickelauflage gibt es nicht, du muss selber ein Tuch oder eine Einweg-Auflage mitbringen. Der Wickeltisch ist sehr klein und in der Bordtoilette ist es laut. Im Interesse des Kindes sollte das Wickeln deshalb schnell gehen. Wenn du nicht so geübt bist, lässt du  besser deiner Partnerin den "Vortritt"

Babyeinrichtung vorbestellen
In den Hotels sind Babybettchen normalerweise kostenlos vorhanden, du kannst es bei der Buchung reservieren. Ich erkundige mich jeweils etwa eine Woche vor der Reise per E-Mail beim Hotel, ob das Babybettchen wirklich vorgemerkt ist.
Wasserkocher und Flaschenwärmer können in der Regel im Hotel gemietet werden. Wenn das Hotel horrende Preise für die Miete verlangt, lohnt sich ein Abstecher in einen Shop in der Nähe. Ein Hotel verlangte von uns für einen Wasserkocher schon 3 Euro pro Tag, der Shop neben dem Hotel verkaufte die Dinger für knapp 15 Euro. Bei einem zweiwöchigen Aufenthalt merkst du den Unterschied. Der Wasserkocher kann übrigens auch zum Sterilisieren der Schnuller und Fläschchen verwendet werden.

Wenn du eigene Geräte mitnimmst, darfst du den Adapter für den Stecker nicht vergessen (je nach Reiseziel).

Falls du weitere Tipps für die Flugreise hast, sind diese im Kommentarfeld herzlich willommen! - Und nun wünsche ich dir einen schönen Urlaub.


Freitag, 14. März 2014

Schwangerschaft und Säuglingszeit: Das 5. Rad am Wagen

© Hannelore Louis / pixelio.de
Die Bindung einer Mutter zu ihrem Säugling ist etwas ganz Spezielles. Sie ist eng, intensiv - und exklusiv. Es gibt fast nur noch Mutter und Kind, Kind und Mutter. Als Vater stehst du daneben und fühlst dich bisweilen wie das 5. Rad am Wagen.

Während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit spielst du für deine Frau keine grosse Rolle. Das klingt hart, ist aber so. Stelle dich also rechtzeitig darauf ein.

Kein böser Wille
Deine Frau macht das nicht extra. Sie kann einfach nicht anders. Ihre Prioritäten verschieben sich ganz einfach total auf das Baby. Dieses Verschieben der Prioritäten hat übrigens bei allen Familien stattgefunden, die ich darauf angesprochen habe.
Sei dir immer bewusst: Deine Frau tut das nicht absichtlich! Sogar wenn sie sich ganz fest vornimmt, dich nicht zu vernachlässigen: Sie wird es tun. Das scheint ein gen- oder hormongesteuertes Programm zu sein.
Dieses "ausgeschlossen werden" betrifft interessanterweise nur dich. Die älteren Kinder, wenn vorhanden, gehören ebenfalls zur "Ingroup" deiner Frau.

Handlungsbedarf bei den Profis: Wenn der Mann nicht existiert
Das Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören, kannst du auch in der Klinik oder der Hebammenpraxis erleben. Egal ob beim Ultraschall, beim Vorbereitungsgespräch oder während der Geburt: Deine Anwesenheit wird zwar erwartet, aber du wirst nicht beachtet. Ich hoffe, dass du das anders erlebst. Ich habe diese Erfahrung bei beiden Kindern (in zwei unterschiedlichen Kliniken) gemacht.

Auch hier unterstelle ich niemandem bösen Willen. An der Eingangstür zu den Geburtenabteilungen prangt (vielleicht auch prangte) der Slogan "Hebammen: Frauen für Frauen". Jeder Hebamme, die hier ein- und aus geht, brennt sich dieser Wahlspruch tief ins Hirn ein: Der Mann gehört nicht zum Kundenkreis der Hebamme. Wenn aber die Anwesenheit der künftigen Väter erwartet wird, kann man sie nicht gleichzeitig ignorieren.
Entweder integrieren die Kliniken und Hebammenpraxen die Männer in ihre Arbeit (auch wir haben zum Beispiel Ängste und Sorgen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt), oder sie sind konsequent und hängen ein "Ich-muss-draussen-bleiben"-Schild an die Tür. Hier besteht massiv Handlungsbedarf.

Gelassenheit siegt
Im Zusammenleben mit deiner Frau ist Gelassenheit angesagt. Klar würdest du dir mehr emotionale und körperliche Nähe wünschen, aber das geht jetzt halt nicht. Dränge deine Frau zu nichts und mache ihr vor allem keine Vorwürfe. Sie kann im Moment ganz einfach nicht anders. Bei uns hat das jeweils nach der Stillzeit wieder geändert. Das war eine lange Zeit. Meine Kids haben sich beide fast auf den Tag genau nach einem Jahr selber abgestillt.
In dieser Zeit kommt auch immer wieder das Gefühl der Einsamkeit hoch. Du suchst Nähe, deine Frau reagiert abweisend. Das musst du aushalten. Tausche dich mit anderen Vätern aus, denen geht (oder ging) es nämlich genau so.

Wenn du im Zusammenhang mit Hebammen und Gynäkologen das Selbe erleben solltest wie ich, musst du versuchen, dich aktiv ins Gespräch einbringen. Bei mir hat das allerdings nichts gebracht. Ich habe mich damit abgefunden, bin fortan still und brav neben meiner Frau gesessen und habe versucht, nicht aufzufallen.

Das wichtigste bleibt aber: Stelle dich rechtzeitig darauf ein, dass du eine Zeit lang nicht die gleiche Rolle spielen wirst, wie sonst.

Meine Frau und ich haben in dieser Zeit immer wieder festgestellt, dass wir ein super Team sind. Leider stimmte das. Wir waren tatsächlich über weite Strecken ein Team - und kein Ehepaar. Aber wie gesagt, das änderte ja auch wieder.


Donnerstag, 13. März 2014

Wir Väter am Wochenbett

© Karin / pixelio.de
Wir Väter können mit dem Säugling alles tun, ausser stillen. Diese alte Weisheit gilt auch am Wochenbett. Mehr noch: Wir sollten alles daran setzen, unserer Partnerin die bestmögliche Erholung zuteil werden zu lassen.

Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade Wochenbett-Tips aus erster Hand von Hebammenblog.de teil.

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich unser Haus betrat, am linken Arm der Maxicosi mit dem Baby und am rechten Arm eingehakt meine Frau. Das neu eingerichtete Kinderzimmer, die frisch bezogene Wiege, Duftende Wäsche im Schrank - alles war wie im Traum.
Meine Frau hatte derweil nur ein Ziel: das Bett. Nach dem Notkaiserschnitt und schnarchenden Zimmergenossinnen in der Klinik brauchte sie dringend Erholung.

Ich konnte nach der Geburt (bzw. nach der Heimkehr von Mutter und Kind) drei Wochen Ferien nehmen, um mich ganz um die Familie zu kümmern. Das hat sich als guter Plan erwiesen.

Übernahme des Haushalts
Während des Wochenbetts gehört der Haushalt dir ganz alleine. Lass deine Frau sich erholen, so gut es geht. Kochen, Wäsche waschen, Garten giessen, einkaufen und vieles mehr gehört nun zu deinem Arbeitsgebiet. Dazu gehört natürlich auch eine Frau, die dich machen lässt, ohne ständig dreinzureden (siehe dazu auch den Artikel "Betrifft: Haushalt").

Der perfekte Gastgeber
Jeden Tag stehen Nachbarn, Dorfbewohner, Verwandte und Freunde unangemeldet vor der Tür. Vergiss nicht, täglich frischen Kuchen zu backen (oder wenigstens Kekse zu besorgen) und das Wohnzimmer zu saugen. Ich empfehle dir auch, eine Liste zu führen, wer welche Geschenke mitgebracht hat. Du verlierst nämlich schneller den Überblick, als dir lieb ist. Wir kamen beim Schreiben der Dankeskarten jedenfalls tüchtig ins Schwitzen. Beim zweiten Kind führten wir eine Liste, was sich bewährte.

Deine Unterstützung beim Stillen
Stillen ist Kräfte zehrend. Das glaubst du erst, wenn du es an deiner eigenen Partnerin erlebst. Ich habe das Baby deshalb immer zum Stillen gebracht und anschliessend hochgenommen, bis das "Rülpslein" gekommen war. Meine Frau sollte sich schliesslich erholen können. Das habe ich übrigens die ganze Stillzeit so gehandhabt. Elf Monate und 27 Tage, Tag und Nacht (ausser ich war auf Arbeit), bis sich der Kleine selber abgestillt hatte.

In meinem Freundeskreis hatten wir einige Mütter, die Anfangs froh waren um Unterstützung durch ihre Partner beim Ansetzen des Babys. Das Baby richtig in den Arm nehmen, die Brustwarze richtig anbieten und dann die Überwindung, das Baby trotz anfänglicher Schmerzen zuzulassen, ist nicht immer einfach. Biete deine Unterstützung an. Vielleicht reicht es, ihr das Kind richtig in den Arm zu legen, so dass sie sich auf das Ansetzen konzentrieren kann. Tu einfach genau das, was dir deine Partnerin sagt. 
Merke dir auch, welche Brust dran ist. Wenn du das Baby zuerst verkehrt herum in den Arm gibst und es deshalb noch einmal aufnehmen musst, gibt das unnötige Unruhe. 

Launen aushalten
Du hast bestimmt noch die Stimmungsschwankungen, die deine Partnerin während der Schwangerschaft durchgemacht hat, in Erinnerung. Die Hormone lassen das emotionale Gleichgewicht bekanntlich bisweilen massiv in Schieflage bringen.
Was dir niemand sagt: Nach der Schwangerschaft muss das ursprüngliche "Hormongefüge" wieder hergestellt werden. Die Stimmungsschwankungen können deshalb gleich heftig sein wie während der Schwangerschaft. 
Dazu kommt, dass das Gedächtnis während der Stillzeit sehr schlecht ist ("Stilldemenz").
Mein Tipp: Steh darüber, lass allfällige Stimmungsausbrüche an dir abprallen und freue dich an deinem Baby ;-)

Antworten und Unterstützung holen
Vor allem beim ersten Kind kennst und kannst du noch nicht alles, du hast viele Unklarheiten. Sei nicht zu stolz, um andere zu fragen. Je nach Land (bei uns sogar nach Kanton) ist das Angebot unterschiedlich.
Die erste professionelle Ansprechperson ist in unserer Region die freischaffende Hebamme, die deine Partnerin im Wochenbett betreut, später die Mütter- und Väterberatung. Diese Fachfrauen haben jeden Pickel und jede Hautrötung an einem Baby schon einmal gesehen und wissen Bescheid. Gerade beim ersten Kind beobachtet man jede Veränderung mit Sorge, da kann die Beratung durch eine Fachfrau beruhigend wirken.
Selbstverständlich bieten auch die Kinder- und Hausärzte, sowie die Kinderkliniken Beratung an. Dies ist aber häufig mit grösserem Aufwand verbunden (Wartezeiten, Fahrt in die Praxis oder Klinik), oder man traut sich nicht, "wegen einer solchen Kleinigkeit" anzurufen. Deshalb ist das niederschwellige Angebot der Hebammen unbezahlbar.

Familie und Freundeskreis nutzen
Neben professioneller Beratung dürft ihr auch auf die Unterstützung von Familie und Freunden zählen. 
Eure eigenen Eltern haben euch erfolgreich grossgezogen und können euch jetzt bei euren Kindern unterstützen. Auch wenn heute nicht mehr alles so ist wie früher, sind die Grundsätze immer noch gleich.
Andere Eltern im Dorf haben uns schon vor der Geburt angeboten, dass sie jederzeit da sein werden. Vor allem, wenn wir ein Schreibaby haben sollten, sollen wir uns melden. Die Mütter und Väter hätten schon mehrfach Ablösungen organisiert, damit die Eltern auch einmal zur Ruhe kommen. Alleine das Angebot hat uns sehr gerührt und beruhigt. Wir wussten, dass wir auf die Dorfgemeinschaft zählen konnten. Mir ist klar, dass ein kleines Nest im Schweizer Hinterland anders funktioniert als eine Grossstadt. Aber auch in der Grossstadt wohnen andere Eltern im Haus oder Quartier, die helfen können. Vielleicht müsst ihr da einfach aktiver auf die Leute zugehen und um Hilfe fragen.
Freunde können ebenfalls unterstützen, wenn man sie konkret anspricht und sie um einen Gefallen bittet.

Ganz wichtig ist, dass ihr euch selber eingesteht, wenn ihr an eure Grenzen stösst. Wenn du zwei oder drei Nächte hintereinander mit dem Baby in der Wohnung hin- und hergetigert bist, bist du vielleicht froh, wenn eine Kollegin am nächsten Tag den Kinderwagen packt und einen ausgedehnten Spaziergang macht. So kannst du eine oder zwei Stunden schlafen, ohne mit einem Ohr immer beim Baby zu sein. Die Kollegin tut das aber nur, wenn du sie darum bittest. Woher sollte sie sonst wissen, was ihr braucht?

Zeit der Extreme
Das Wochenbett ist auch für uns Väter eine extrem intensive Zeit. Es prasseln so viele Eindrücke auf uns ein, wie sonst wohl nie. Du hast DEIN Kind im Arm. Du wirst dir plötzlich deiner Verantwortung bewusst und hast deswegen vielleicht Bedenken oder Ängste. Du lernst mit wenig Schlaf auszukommen. Du stehst Nachts mehrfach auf, ohne dich je darüber zu ärgern. Der Begriff "Liebe" bekommt eine ganz neue Dimension.

Zum Schluss: Die wichtigste Spielregel für die Partnerschaft
Du wirst aber auch an deine Grenzen stossen. Es gibt Momente, wo deine Partnerin und du sich um nichts streiten. Das tut ihr nur, weil ihr kurzfristig überfordert seid. Ihr seid müde, müsst euch in einer ungewohnten Situation zurecht finden, haltet den vielen Besuch nicht mehr aus... 
Trefft für solche Situationen folgende Abmachung: Wer zuerst realisiert, dass ihr euch nur aus Übermüdung oder Überforderung streitet, spricht es aus und der andere akzeptiert das. Bei uns hat sich eingespielt, dass sich meine Frau in einer solchen Moment ins Schlafzimmer zurückgezogen hat, ich mich auf das Sofa. Jeder gönnte sich so Ruhe und Abstand. Ihr werdet euren eigenen Weg finden.

Zum Thema passend: Schwangerschaft und Säuglingszeit: Das 5. Rad am Wagen

Sonntag, 2. März 2014

In eigener Sache

Wie du festgestellt hast, habe ich das Design meines Blogs geändert. Es ist optisch vielleicht nicht mehr so einladend wie vorher, bietet dafür aber einige Vorteile für dich als treue Leserin oder Leser.

Einfacher, direkter Zugriff auf Themen
Im rechten Rand findest du neu die Themen (Labels) der Artikel. Wenn dich ein bestimmtes Thema speziell interessiert, findest du so mit einem Klick alle Artikel dazu. Vorher waren die Labels so gut versteckt, dass man sie kaum gefunden hat.
Die Suchfunktion hilft zudem, nach bestimmten Stichwörtern zu suchen.

Kommentare willkommen
Unter jedem Artikel kannst du neu einen Kommentar hinterlassen. Eigene Erfahrungen, Anmerkungen oder Ergänzungen: alles ist willkommen. Im bisherigen Design war das auch möglich, aber leider nur theoretisch. In der Praxis hat dieses Feature nie funktioniert.

Sag einfach "du"
Für persönliche Rückmeldungen stehe ich auch per Mail zur Verfügung: dad4dad@kaffeeschluerfer.com

Nun wünsche ich dir viel Spass beim Stöbern in meinem Blog!

Markus

Mittwoch, 26. Februar 2014

Betrifft: Haushalt

© S. Hofschlaeger / pixelio.de

Liebe Frauen! 

Ihr wünscht euch Männer, die in der Familienarbeit Verantwortung übernehmen. Das machen wir. Aber lasst uns bitte so arbeiten, wie wir es für richtig halten. 

Wir Männer packen den Haushalt vielleicht anders an, als ihr das tun würdet. Aber wir sind motiviert, und wir schaffen das. Demotivierend wird es erst, wenn ihr uns immer dreinredet und uns das Gefühl gebt, alles falsch zu machen. 

Es spielt nämlich keine Rolle, wie der Geschirrspüler genau eingeräumt ist. Ich räume ihn auf meine Art ein, weil ich glaube, dass ich so mehr Geschirr und Besteck reinkriege. Du hast das gleiche Ziel mit einem anderen System.

Es ist auch egal, ob Junior heute den grünen oder den gelben Body unter dem orangen Pulli trägt. Du hast Recht, der gelbe würde farblich besser passen, aber das sieht im Winter keiner, weil er über den Kleidern auch noch ein wattierter Overall, einen Schal, eine Mütze, Handschuhe und die dicken Winterstiefelchen trägt.

Manchmal sieht es ungelenk aus, wenn wir etwas in die Hände nehmen. Das merken wir aber selber und finden für das nächste Mal einen einfacheren Weg. Nur weil wir eine Aufgabe beim ersten Mal nicht so geschickt ausführen wir ihr, müsst ihr sie uns nicht für immer wegnehmen.

Wenn wir mit den Kinder herumtollen, passen wir schon auf, dass nichts passiert. Vielleicht sieht es gefährlich aus, wenn wir ein Kind ein paar Zentimeter in die Höhe werfen und wieder auffangen. Oder wenn wir es irgendwo hinaufsteigen lassen. Oder wenn es auf uns herumturnen darf. Aber glaubt uns: Wir haben immer genügend Sicherheitsreserven und gehen mit unseren Kleinen niemals auch nur in die Nähe eines Limits.

Liebe Frauen, wir wollen unseren Teil an der Familienarbeit leisten. Lasst es uns auf unsere Art tun. - Danke!

Eure Männer

Nachtrag:
Meine Frau redete mir kaum je drein (danke mein Schatz!). Ich erlebe aber bei anderen Paaren immer wieder Situationen, in denen ich denke: "Mein Gott, lass ihn doch einfach arbeiten. Er weiss schon, was er tut!"

Montag, 24. Februar 2014

Angst vor Teilzeitarbeit? - Nein, keine Möglichkeit!



© Paul-Georg Meister / pixelio.de
Die grösste Gratiszeitung der Schweiz, die "20 Minuten", greift in einem Artikel das Thema "Teilzeitarbeit für Männer" auf. Der Tenor: Männer hätten Angst vor Teilzeitarbeit. - Quatsch: Sie haben in den meisten Betrieben ganz einfach gar keine Möglichkeit dazu. 

Den Artikel in der Online-Ausgabe von "20 Minuten" findest du hier

Was für Frauen selbstverständlich ist, sollte für Männer doch auch möglich sein, nämlich nur in einem Teilpensum dem Erwerbsleben nachgehen. 

Teilzeitarbeit als Chance für beide Elternteile
Wenn beide Elternteile sich an der Erwerbs- und der Familienarbeit beteiligen, hat das nur Vorteile:

  • Das Verständnis und die Wertschätzung für die Familienarbeit wird grösser
  • Beide kommen auch mal aus dem Haus und sind in einem Umfeld, wo nicht nur über Windeln und Impfplan diskutiert wird
  • Beide haben einen lückenlosen beruflichen Lebenslauf. Wer sich eine Zeit lang voll um die Familie kümmert, hat es schwer, später in das Erwerbsleben zurückzukehren.
  • Die Kinder bekommen ein anderes Rollenbild. Auch Papa macht Haushalt, auch Mama hat einen interessanten Beruf


20% Hausmann, 80% Erwerbsarbeit
Ich hatte während eines Dreivierteljahres die Möglichkeit, mein Pensum auf 80% zu reduzieren. Lieber wäre mir ein 60%-Pensum gewesen, aber ich musste schon für die 20% Reduktion sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Immer am Montag war ich also zu Hause und habe mich um die Hausarbeiten und vor allem den Säugling gekümmert. Meine Frau ging derweil einer Erwerbstätigkeit nach. 
Meine Arbeitskollegen und die Kunden gewöhnten sich sehr schnell daran, dass ich nur Dienstags bis Freitags erreichbar war.

Auch im Dorf gewöhnte man sich schnell daran. Im Dorfladen war ich nur am Anfang ein Exot, dann schon fast eine Art Pionier. Es wurde auch selbstverständlich, dass ich als (einziger) Vater den monatlichen Termin bei der Mütter- und Väterberatung im Gemeindesaal wahrnahm (ein Angebot des Kantons, bei welchem Säuglinge von einer erfahrenen Hebamme oder einer Säuglingspflegefachfrau angeschaut werden; es wird gemessen, gewogen, Bewegungen und Reflexe geprüft, usw., und vor allem können beiläufig Fragen und Unsicherheiten geklärt werden).

Du als Mann...
Eines Tages wurde ich zum Chef gerufen. Eine Kollegin wolle ihr Pensum reduzieren und deshalb müsse ich wieder 100% arbeiten. Auf meine Frage, weshalb sie reduzieren dürfe und ich nicht, kam wörtlich diese Antwort: "Bei einer Frau ist das doch normal. Aber du als Mann...!"

Quintessenz: Es gibt viele Männer, die gerne in einem Teilzeitpensum arbeiten würden, um mehr Verantwortung in der Familienarbeit zu übernehmen. Leider sind die Betriebe noch nicht so weit.

PS: Ja, ich habe das Pensum wieder erhöht. Ich musste. Der Arbeitsmarkt war zu diesem Zeitpunkt zu schwierig, um etwas Neues zu finden. Ein Jahr später habe ich die Stelle dann doch gewechselt. Jetzt habe ich trotz 100%-Job mehr Zeit für die Familie und die Familienarbeit. Klingt paradox, ist aber so.