Freitag, 14. März 2014

Schwangerschaft und Säuglingszeit: Das 5. Rad am Wagen

© Hannelore Louis / pixelio.de
Die Bindung einer Mutter zu ihrem Säugling ist etwas ganz Spezielles. Sie ist eng, intensiv - und exklusiv. Es gibt fast nur noch Mutter und Kind, Kind und Mutter. Als Vater stehst du daneben und fühlst dich bisweilen wie das 5. Rad am Wagen.

Während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit spielst du für deine Frau keine grosse Rolle. Das klingt hart, ist aber so. Stelle dich also rechtzeitig darauf ein.

Kein böser Wille
Deine Frau macht das nicht extra. Sie kann einfach nicht anders. Ihre Prioritäten verschieben sich ganz einfach total auf das Baby. Dieses Verschieben der Prioritäten hat übrigens bei allen Familien stattgefunden, die ich darauf angesprochen habe.
Sei dir immer bewusst: Deine Frau tut das nicht absichtlich! Sogar wenn sie sich ganz fest vornimmt, dich nicht zu vernachlässigen: Sie wird es tun. Das scheint ein gen- oder hormongesteuertes Programm zu sein.
Dieses "ausgeschlossen werden" betrifft interessanterweise nur dich. Die älteren Kinder, wenn vorhanden, gehören ebenfalls zur "Ingroup" deiner Frau.

Handlungsbedarf bei den Profis: Wenn der Mann nicht existiert
Das Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören, kannst du auch in der Klinik oder der Hebammenpraxis erleben. Egal ob beim Ultraschall, beim Vorbereitungsgespräch oder während der Geburt: Deine Anwesenheit wird zwar erwartet, aber du wirst nicht beachtet. Ich hoffe, dass du das anders erlebst. Ich habe diese Erfahrung bei beiden Kindern (in zwei unterschiedlichen Kliniken) gemacht.

Auch hier unterstelle ich niemandem bösen Willen. An der Eingangstür zu den Geburtenabteilungen prangt (vielleicht auch prangte) der Slogan "Hebammen: Frauen für Frauen". Jeder Hebamme, die hier ein- und aus geht, brennt sich dieser Wahlspruch tief ins Hirn ein: Der Mann gehört nicht zum Kundenkreis der Hebamme. Wenn aber die Anwesenheit der künftigen Väter erwartet wird, kann man sie nicht gleichzeitig ignorieren.
Entweder integrieren die Kliniken und Hebammenpraxen die Männer in ihre Arbeit (auch wir haben zum Beispiel Ängste und Sorgen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt), oder sie sind konsequent und hängen ein "Ich-muss-draussen-bleiben"-Schild an die Tür. Hier besteht massiv Handlungsbedarf.

Gelassenheit siegt
Im Zusammenleben mit deiner Frau ist Gelassenheit angesagt. Klar würdest du dir mehr emotionale und körperliche Nähe wünschen, aber das geht jetzt halt nicht. Dränge deine Frau zu nichts und mache ihr vor allem keine Vorwürfe. Sie kann im Moment ganz einfach nicht anders. Bei uns hat das jeweils nach der Stillzeit wieder geändert. Das war eine lange Zeit. Meine Kids haben sich beide fast auf den Tag genau nach einem Jahr selber abgestillt.
In dieser Zeit kommt auch immer wieder das Gefühl der Einsamkeit hoch. Du suchst Nähe, deine Frau reagiert abweisend. Das musst du aushalten. Tausche dich mit anderen Vätern aus, denen geht (oder ging) es nämlich genau so.

Wenn du im Zusammenhang mit Hebammen und Gynäkologen das Selbe erleben solltest wie ich, musst du versuchen, dich aktiv ins Gespräch einbringen. Bei mir hat das allerdings nichts gebracht. Ich habe mich damit abgefunden, bin fortan still und brav neben meiner Frau gesessen und habe versucht, nicht aufzufallen.

Das wichtigste bleibt aber: Stelle dich rechtzeitig darauf ein, dass du eine Zeit lang nicht die gleiche Rolle spielen wirst, wie sonst.

Meine Frau und ich haben in dieser Zeit immer wieder festgestellt, dass wir ein super Team sind. Leider stimmte das. Wir waren tatsächlich über weite Strecken ein Team - und kein Ehepaar. Aber wie gesagt, das änderte ja auch wieder.


1 Kommentar:

  1. Da hast Du wirklich recht: Es ist kein böser Wille, dass ich meinen Mann hinten an stelle, aber mit Säugling und Kleinkind, wenig Schlaf und manchmal auch Überforderung steht mir der Kopf woanders. Und was ich als Erklärung - zustätzlich zu den Hormonen noch zufügen möchte- noch sagen möchte: Wenn man sich Tag und Nacht um ein Baby kümmert und es oft 2-stündig stillt, ist man von Nähe fast überlagert (und das Geschwisterkind will auch noch verstärkt Nähe...), dass ich dann einfach mal wieder MICH spüren will, ICH sein will.

    AntwortenLöschen